ACT - "Mit"-Gefühl
Als eine auf dem funktionalen Kontextualismus basierende Verhaltenstherapie der dritten Welle ist die ACT eine moderne und komplexe Akzeptanz- und Achtsamkeitstherapie. Innerhalb der Achtsamkeitstherapien, von denen die ACT nur einen Behandlungsansatz darstellt, ist mittlerweile selbst schon die Rede von einer „zweiten Welle“ der Achtsamkeitsbewegung mit einer Hinwendung zu Mitgefühl und Selbstakzeptanz. Viele Gemeinsamkeiten finden sich dies bezüglich auch im Vergleich zwischen der ACT und der „Compassion Focused Therapy“ (CFT). Bei beiden sind auch die geistigen Brücken zu buddhistischen Lehren und Werten unübersehbar. In der ACT wird Mitgefühl in erster Linie als „Freundlichkeit“ oder Empfindsamkeit gegenüber dem eigenen Leiden und dem anderer Menschen, mit einer tiefen Hingabe dieses zu lindern verstanden. Die ACT als wissenschaftlich fundiertes Therapiemodell, organisiert sich im Kontext von Mitgefühl auf der Wechselwirkung folgender sechs Kernprozesse: Akzeptanz, Gegenwärtigkeit, Selbst als Kontext, Defusion, Werte und beherztes Handeln. Die vier erstgenannten Kernprozesse kann man dabei als Achtsamkeitsprozesse verstehen. Das Zusammenwirken der sechs grundlegenden Prozesse wird in der Literatur oft als Hexaflex-Modell dargestellt.
Die ACT ist in stetiger Entwicklung und vergleicht man das Standardlehrbuch „Akzeptanz und Commitment Therapie: ein erlebnisorientierter Ansatz zur Verhaltensänderung“ (Hayes, Strosal & Wilson, 1999) mit der Neuauflage von 2011, finden sich viele entscheidende Veränderungen und neue Schwerpunkte, die auch der dynamischen Architektur der ACT mehr gerecht werden. Mit der fortschreitenden Forschung und Entwicklung der ACT hat sich neben anderen therapierelevanten Neu-Akzentuierungen, ein Modell des „MITGEFÜHL“ für die eigene Person und den Anderen als das Herzstück der sechs ACT-Prozesse destilliert und stellt mit dieser Wertsetzung die einzelnen Prozesse noch überzeugender in einen humanistischen Sinnzusammenhang.
Die aktuellen Entwicklungen und Veränderungen in der ACT sind in der Gestaltung der Workshops berücksichtigt. Die einzelnen Workshops beginnen jeweils mit einer kurzen einführenden Wiederholung der zentralen Grundannahmen zur ACT, um bereits vorhandenes Basiswissen aufzufrischen. Anschließend werden Vorgehensweisen der speziellen ACT-Diagnostik am Hexaflex-Modell vorgestellt und geübt. Das aus mehreren Komponenten aufgebaute „funktionale, mehrdimensionale, erlebnisorientierte Hexaflex-Interview“ (HFDEI), das in einem ersten Schritt seiner Abfolge eine intensive Arbeit an Werten vorsieht, nimmt dabei eine besondere Rolle ein. Auf der Grundlage dieser Diagnostik werden die einzelnen Kernprozesse Schritt für Schritt erarbeitet. In jedem Workshop steht vorwiegend ein ACT-Prozess im Mittelpunkt des intensiven Trainings. Die kontinuierliche Vermittlung von Kompetenzen zur Erstellung einer Fallkonzeption mit dem achtsamen Erkennen und Unterscheiden der sechs ACT-Kernprozesse im Therapieprozess bei sich und dem Patienten, ist das Ziel dieser Vorgehensweise.
In den Workshops kommen didaktische Mittel abwechslungsreich zum Einsatz, wie z.B. „Life-Demos“, Videomitschnitte aus Therapiegesprächen, erlebnisorientierte Übungen, therapeutisches Schreiben im Zusammenhang mit Werten, Fragebogen-Methode. Zentrale ACT-Techniken zu den einzelnen Kernprozessen werden zunächst modelliert und anschließend eingeübt. Einzel- und Gruppenarbeit werden flexibel eingesetzt. Die ACT ist ein Therapiemodell, das das Erleben von Patienten und Therapeuten aktiviert. Daher stellt die Konzeption dieser Workshop-Serie keine „Trockenübung in Sachen Psychotherapie“ dar. Schwimmen lernt man auch nicht, wenn man Schwimmbewegungen an Land macht. Die ACT zu lernen und sie in der Therapie gekonnt anzuwenden, heißt über den reinen Wissenserwerb hinaus die Bereitschaft zu zeigen, sich auf persönliche Erfahrungen und Erlebnisse im Kontext der anderen Teilnehmer des Workshops mit Mitgefühl einzulassen und diese mitzuteilen. Die Kultivierung einer Sensibilität gegenüber Werten und persönlichem Erleben im Kontakt mit sich und den Anderen ist ebenfalls ein wichtiges Ziel dieser Workshops. Fehlt es Ihnen an dieser Bereitschaft zur „Selbstversuch-Perspektive“, dann ist dieses Workshop-Angebot für Sie nicht das Richtige.
Voraussetzung zur Teilnahme an diesen Workshops ist der vorherige Besuch eines Einführungsworkshops bei einem ACT-Trainer bzw. –Therapeuten. Zudem sollten alle Teilnehmer allgemeine Literaturkenntnisse zur ACT haben (z.B. Hayes, Strohsal & Wilson, 2004, 2012; Eifert, 2011).
Die Workshops sind für max. 8 TeilnehmerInnen konzipiert, bei einer Dauer von 9 Unterrichts-stunden/45 Minuten. Die einzelnen Veranstaltungen dieser Serie sind in sich inhaltlich abgeschlossen und können separat gebucht werden. Der Besuch eines Workshops kostet 160,-Euro/Person. Alle Workshops sind von der Psychotherapeutenkammer/Saarland mit 10 Punkten akkreditiert.
Die Workshop-Serie startet voraussichtlich Ende 2014, danach werden die Veranstaltungen in loser zeitlicher Abfolge stattfinden. Die genauen Termine werden auf dieser Homepage rechtzeitig veröffentlicht und ein Anmeldeformular beigefügt.
Im ersten Workshop dieser Serie wird auf Grundlage des „HFDEI“ die Welt der Werte erkundet um schrittweise eine ACT spezifische Fallkonzeption zu entwickeln. Es ist entscheidend früh im Therapieprozess mit Werten auf Tuchfühlung zu gehen, denn Werte stellen den Dreh- und Angelpunkt der ACT-Arbeit dar. Das Training von Akzeptanz und Gegenwärtigkeit im Kontext von Mitgefühl ist ebenfalls Ausbildungsinhalt und stellt gleichzeitig die Basis der gemeinsamen Arbeit im Workshop dar.